Ein guter Mord, ein echter Mord, ein schöner Mord…

Ein unvollendetes Theaterstück, das nur in Fragmenten erhalten ist …

Ein Plot aus dem 19. Jahrhundert…

Ein Femizid – der Mord an einer Frau durch ihren Mann nach einer wahren Begebenheit…

Keine leichte Aufgabe, das auf eine Bühne zu bringen. Vor allem wenn es auch noch eine der Pflichtlektüren im baden-württembergischen Abitur in den Deutschkursen ist.

Zwei Basiskurse der Jahrgangsstufe 1 haben sich am 12. Januar 204 angesehen, wie das Studio Theater Stuttgart diese Herausforderung umgesetzt hat. Das kleine Theater, das mit insgesamt drei Schülergruppen bereits ausverkauft ist, bringt Zuschauer und Schauspieler sehr nah zusammen. Wer gerade nicht auf der Bühne agiert, sitzt ganz vorne im Zuschauerraum und hat die gesamte Schülerschaft im Rücken. Das wiederum ist auch eine Herausforderung für die Schüler:innen…

Die Inszenierung selbst erinnerte auch immer wieder durch den Einsatz von live-Video-Mitschnitten und Umbauten auf offener Bühne daran, dass sich die Schauspieler hier ihre eigene Interpretation der Stückvorlage erarbeitet hatten. Wer „nur“ eine textnahe Wiedergabe des Büchnertextes erwartet hatte, wurde überrascht. Aber trotz einiger Verfremdungen und Änderungen (statt des Doktors macht eine Frau Doktor Experimente mit Woyzeck; in der Rasierszene rasiert Woyzeck seinen Hauptmann nicht, sondern er zieht ihm unter einiger Anstrengung Kompressionsstrümpfe an…) entwickelt sich doch im reduzierten Bühnenbild die Handlung so, dass man sich besser positionieren kann zu dem Mörder Woyzeck, zu seiner untreuen Geliebten Marie und der Gesellschaft voller Ungerechtigkeiten und Hierarchien.

Ein Teil der Fanny-Schüler:innen nutzte im Anschluss noch das Angebot des Theaters mit den Schauspielern und dem Regisseur ein Gespräch zu führen. Und die Auseinandersetzung mit diesem Text im Klassenzimmer in den nächsten Wochen wird definitiv interessant und engagierter durch den Theaterbesuch!

Foto: Peter Jagusch